Neurodermitis am Körper – Leben mit einem akuten Schub

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Neurodermitis ist eine sehr verbreitete, chronische Hautveränderung, die im Gesicht und/oder am Körper auftritt. Die Haut ist sehr trocken, gerötet und juckt. Betroffene erleben einen phasenhaften Verlauf ihrer Hauterscheinungen: Eine schubfreie („symptomfreie“) Phase, in der die Körperhaut trocken und gereizt ist, sich die Hauterscheinungen aber handhaben lassen, und eine akute oder „Schubphase“, in der die Haut entzündet ist und juckt. Während eines akuten Schubes kann die Anwendung einer intensiven Hautpflege in Kombination mit einer arzneilichen Behandlung erforderlich sein.

Anzeichen

Was ist Neurodermitis?

Graphic illustration of skin.
1. Die beeinträchtigte Hautbarriere erleichtert das Eindringen von Schadstoffen und Mikroorganismen 2. Aktivierung von Immunzellen, Entzündung 3. Juckreiz auslösende Nervenfasern

Neurodermitis, die auch als atopisches Ekzem bezeichnet wird, ist eine nicht ansteckende, chronische Hautkrankheit, von der die Haut im Gesicht und am Körper von Babys, Kindern und Erwachsenen betroffen ist. Sie tritt immer häufiger auf, es gibt einen zwei- bis dreifachen Anstieg der dokumentierten Fälle gegenüber dem Stand von vor 30 Jahren. Es ist keine eindeutige Ursache bekannt, aber es ist mittlerweile unbestritten, dass eine Kombination aus Veranlagung und Triggerfaktoren zur Entwicklung einer Neurodermitis führen kann. Die veränderten Gene führen zu einer gestörten Hautbarriere, welche nicht mehr ausreichend vor dem Einfluß der sog. Triggerfaktoren schützen kann.

Bei den Betroffenen liegt eine Störung der Hautbarriere und des Immunsystems vor. Die Neurodermitis hat einen phasenhaften Verlauf: In einer schubfreien („symptomfreien“) Phase ist die Haut trocken, gereizt und eventuell leicht schuppig. In akuten Phasen (oder „Schubphasen“) entzündet sich die Haut und juckt. Auch wenn bisher keine Heilung bekannt ist, kann regelmäßige intensive Pflege helfen, den Hautzustand zu stabilisieren und die Haut zu schützen.
In akuten Phasen entwickeln die Betroffenen typischerweise Hauterscheinungen im Gesicht, auf der Kopfhaut, an Hals Ausschnitt, der Innenseite von Knien und Ellbogen, den Händen, Handgelenken und Füßen. Bei Babys und Kindern unterscheiden sich Hauterscheinungen und betroffene Hautareale.

Woman´s decollete and lower face with infected skin.
Die Hauterscheinungen einer Neurodermitis variieren von Person zu Person.
Inflamed and red skin.
Gelegentlich ist die Haut entzündet und wund.

Weil die Haut im akuten Schub trocken bis extrem trocken ist und juckt, kratzen die Betroffenen. Durch Kratzen zerstören sie zusätzlich die Hautbarriere. Dadurch ist die Haut anfällig für Infektionen. Diese Bakterien verursachen eine erneute Reizung, die wiederum einen erneuten Juckreiz auslöst.

"Akute Schübe müssen mit juckreizlindernden, entzündungshemmenden und antibakteriellen Arzneimitteln behandelt werden."

Neurodermitis kann durch Wärme verschlimmert werden und die Betroffenen müssen darauf achten, welche Gewebe sie tragen. Seide oder weiche Baumwolle sind Wolle oder Nylon vorzuziehen. Schwitzen und Kratzen kann außerdem zu Schlafstörungen führen.

Ziehen Sie einen Dermatologen hinzu, wenn Sie bezüglich Ihrer Hauterscheinungen unsicher sind.

Ursachen & Auslöser

Potenzielle Ursachen und Auslöser von Neurodermitis

Fachleute haben verschiedene Ursachen und Einflussfaktoren identifiziert.

Woman blowing her nose
Wenn ein Elternteil Neurodermitis, Asthma oder Heuschnupfen hat oder hatte, besteht eine höhere Wahrscheinlichkeit, dass das Kind ebenfalls die Krankheit bekommt.
Cars in traffic.
Es besteht eine Verbindung zwischen der Umwelt und der Entwicklung von Neurodermitis – in Städten, wo die Luftverschmutzung höher ist, tritt Neurodermitis häufiger auf.

Zum Beispiel:

  • Es scheint eine genetische Verbindung zwischen Neurodermitis, Heuschnupfen und Asthma zu bestehen. Wenn eines oder beide Elternteile an einer oder mehreren dieser Krankheiten leiden oder litten, erhöht das proportional die Wahrscheinlichkeit, dass das Kind Neurodermitis bekommt. Wenn beide Elternteile Neurodermitis haben, besteht eine Wahrscheinlichkeit von 60–80%, dass das Kind die Krankheit erben wird.
  • Zwischen der Lebensumgebung und dem Risiko einer Erkrankung lassen sich Zusammenhänge feststellen. Städte mit hoher Luftverschmutzung und kaltes Klima erhöhen das Risiko. Bei einer Studie, die in London lebende jamaikanische Kinder mit auf Jamaika lebenden verglichen hat, wurden bei den Londoner Kindern doppelt so viele Fälle festgestellt.
  • Bei Kindern von älteren Müttern besteht eine höhere Neigung zu Neurodermitis als bei Kindern von jüngeren Müttern.

Neurodermitis ist gekennzeichnet durch einen angeborenen Mangel an natürlichen Feuchthaltefaktoren (Natural Moisturing Factor = NMF) wie Aminosäuren und eine Störung des Stoffwechsels der epidermalen Lipide.

Im akuten Schub kann der sog. Neurodermitis-Kreislauf ausgelöst werden, bei dem Kratzen einen Teufelskreis aus Hauterscheinungen und Reaktionen verursacht.

Dokumentieren Sie den Verlauf Ihrer Neurodermitis, um heraus zu finden, was Ihnen gut und was nicht.

Weitere Einflussfaktoren

Open cracked peanut.
Einige Nahrungsmittel wie zum Beispiel Nüsse können Neurodermitiserscheinungen auslösen.
Woman wearing cotton pullover.
Sie sollten versuchen, Kleidung aus nicht atmenden Geweben oder Wolle zu vermeiden – diese Textilien und Materialien können die Hauterscheinungen auslösen. Es ist ratsam, Seiden- oder Baumwollkleidung zu tragen.
Bei von Neurodermitis betroffener Haut ist es wichtig, diese kühl zu halten und Reizungen zu reduzieren. Zu den verstärkenden Triggerfaktoren gehören:

  • Kleidung, die den Körper zum Schwitzen bringt, zum Beispiel nicht atmendes Nylon
  • Kleidung, die an der gereizten Haut scheuert, zum Beispiel aus Wolle
  • Bestimmte Nahrungsmittel. Diese variieren von Person zu Person, aber häufige Auslöser sind Milchprodukte, Nüsse und Schalentiere
  • Alkohol
  • Hausstaubmilben, Staub, Pollen oder andere Allergene
  • Wasch- und Reinigungsmittel
  • Zigaretten- und Zigarrenrauch
  • Umweltverschmutzung
  • Stress und Schlafstörungen können die Hauterscheinungen ebenfalls verschlimmern.

Führen Sie Tagebuch zum Verlauf Ihre Neurodermitis und halten alle Begleitumstände fest. Dies kann helfen, individuelle Triggerfaktoren zu erkennen.

Pflegeempfehlungen

Die Beschwerden eines Neurodermitisschubes lindern

Derzeit ist keine Heilung für Neurodermitis bekannt, aber die Symptome der akuten und schubfreien Phase können durch beständige, effektive Hautpflege und entsprechende medizinische Behandlung gelindert werden. Oft kann aber auch die konsequenteste Hautpflege das Auftreten eines akuten Schubes nicht verhindern und die Betroffenen müssen Wege finden, die Beschwerden zu reduzieren.

Hautpflege

Rückfettende und feuchtigkeitsspendende Hautpflege muss täglich angewendet werden, unabhängig von den Hauterscheinungen. Diese Lotionen, Gesichtscremes, Duschöle und Badezusätze halten die Haut geschmeidig und feucht und machen sie so weniger anfällig für Schadstoffe und reduzieren den Juckreiz. 

Zu den wichtigsten Inhaltsstoffen in der Hautpflege für Neurodermitis gehören:

  • Omega-6-Fettsäuren: Nachtkerzensamenöl und Traubenkernöl: Sie regenerieren die natürliche Schutzbarriere der Haut und stärken die Haut.
  • Licochalcone A (ein Extrakt aus der Süßholzwurzel). Es ist ein natürlicher Inhaltsstoff, der die Haut beruhigt und so die Hautrötung reduziert.

Behandlung der Neurodermitis mit Arzneimitteln

Bei akuten Schüben ist zusätzlich zur täglichen Hautpflege oft die Anwendung eines topischen Arzneimittels notwendig. Glukokortikoide (wie z.B. Hydrokortison) wirken bei der Linderung von Juckreiz und der Reduzierung von Entzündungen effektiv und schnell. Allerdings sind Glukokortikoide nur für eine kurzfristige Anwendung empfehlenswert und verschreibungspflichtig.

Woman applying cream on her left cheak.
Bei der Linderung von Entzündungen und Juckreiz wirken Glukokortikoide schnell und effektiv. Dennoch sind sie nicht für den langfristigen Gebrauch geeignet.
Woman applying Eucerin AtopiControl Care Cream on the crook of her arm.
Eucerin AtopiControl Akut Creme hilft, in akuten Phasen das Hautbild zu verbessern
Wissenschaftliche Studien bestätigen, dass die hautpflegenden Eigenschaften der AtopiControl Akutpflege Creme von Eucerin in akuten Phasen deutlich das Hautbild verbessern. 

Tägliche Hautpflege bei Neurodermitis am Körper

Die Hauterscheinungen variieren individuell, aber es gibt eine Reihe von Veränderungen im Lebensstil, von denen Betroffene übereinstimmend sagen, dass sie ihnen helfen, ihre Neurodermitis zu bewältigen.

Woman doing yoga.
Versuchen Sie Stress zu vermeiden, beispielsweise durch Yoga oder Meditation – Stress kann die Hauterscheinungen einer Neurodermitis auslösen.
Woman patting her skin dry after showering,
Versuchen Sie, Ihre Haut nach dem Duschen trocken zu tupfen, reiben kann die Haut reizen. Tragen Sie anschließend direkt Creme oder Lotion auf.
Zum Beispiel:

  • Die Raumtemperatur kühl aber nicht kalt halten. Schwitzen reizt die Haut und löst Juckreiz aus.
  • Cremes und Salben im Kühlschrank aufbewahren, da gekühlte Hautpflegeprodukte den Juckreiz zusätzlich lindern.
  • Ein Tagebuch über Nahrungsmittel, Getränke und potenzielle Veränderungen in der Umwelt führen, um festzustellen, ob diese sich auf die Hauterscheinungen auswirken.
  • Manche Reiseziele haben eine größere therapeutische Wirkung als andere. Beispiele dafür sind Nordsee, Atlantik, Totes Meer, Mittelmeer und Bergregionen – wobei extreme Kälte jedoch zu vermeiden ist.
  • Yoga, Meditation und andere Entspannungstechniken helfen, Stress zu reduzieren, einen der Auslöser für akute Schübe. 
  • Bei Juckreiz ist es besser, auf die Haut zu klopfen, als sie zu kratzen. Beides beruhigt die Haut, aber Klopfen beschädigt nicht die Hautbarriere.  
  • Bei betroffenen Kindern die Fingernägel kurz und glatt halten, um Verletzungen durch Kratzen zu minimieren.
  • Versuchen Sie, in der Nacht Baumwollhandschuhe zu tragen, um das Kratzen im Schlaf zu verhindern.
  • Eher duschen als baden und die Temperatur unter 32° halten. Zu häufiges Duschen kann die Haut austrocknen. 
  • Nasse Haut nicht trocken reiben, sondern möglichst trocken tupfen und anschließend direkt Creme oder Lotion auftragen.
  • Raue Körperbürsten oder Peeling-Handschuhe vermeiden.

Attention

Ziehen Sie bitte einen Arzt oder Dermatologen hinzu, wenn Sie nicht sicher sind, wie Sie Ihre Hauterscheinungen lindern können.

Medizinisch geprüft

Medizinisch geprüft von: Frau Dr. Simone Presto

Frau Dr. Simone Presto ist seit 1997 Medical Advisor bei der Beiersdorf AG. Ihr Schwerpunkt ist die Dermatologie. Sie steht im regelmäßigen Austausch mit Ärzten, Apothekern sowie Verbrauchern und betreibt aktive Aufklärungsarbeit zur adäquaten Hautpflege. Zuvor studierte sie Humanmedizin und arbeitete als praktische Ärztin mit Qualifikation in pharmazeutischer Medizin.

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