Cortison (auch: Kortison) bei Neurodermitis

Es gibt viele Menschen, die auf Cortison-Präparate schwören, andere sind vehement dagegen. Fakt ist: Cortison ist ein sehr wirksames Medikament, das seit Jahrzehnten medizinisch genutzt wird – unter anderem als Cortison-Creme bei Neurodermitis. Wirkungen und Nebenwirkungen gelten als gründlich erforscht. Alles Wissenswerte zu Cortison und seiner Wirkung und Anwendung bei Neurodermitis.

  1. Was ist Cortison?
  2. Anwendungsgebiete und Darreichungsformen von Cortison
  3. Welche Wirkungen und Nebenwirkungen hat Cortison?
  4. Cortison bei Neurodermitis und anderen Hauterkrankungen
  5. So lindert Cortison Neurodermitis-Symptome
  6. Was ist Cortison?

Der Begriff Cortison steht für die pharmazeutische Wirkstoffgruppe der künstlich hergestellten Glucocorticoide. Sie sind inaktivierte Formen des körpereigenen Hormons Cortisol.

Cortisol (auch Hydrocortison genannt) und Corticosteron werden neben vielen weiteren Steroidhormonen in der menschlichen Nebennierenrinde (NNR, Cortex glandulae suprarenalis) hergestellt. Sie gehören zu der Gruppe der körpereigenen Glucocorticoide. Bekannt ist vor allem Cortisol, umgangssprachlich auch als Stresshormon bekannt, denn in Stress-Situationen sorgt es dafür, dass sich die körperliche Leistungsfähigkeit kurzfristig steigert: Es lässt den Blutdruck und den Blutzuckerspiegel steigen und stellt dadurch notwendige Energie bereit. Das Hormon ist lebensnotwendig: Es wird nicht nur in Stress-Situationen ausgeschüttet, sondern regelmäßig vom Körper in seiner aktiven Tagesphase gebildet. Es schützt den Körper, indem es antientzündlich, antiallergisch und hemmend bzw. regulierend auf das Immunsystem wirkt.

Pharmazeutische Weiterentwicklungen dieser natürlichen Glucocorticoide heißen z. B. Dexamethason, Fluorocortolon, Prednison, Prednisolon oder Triamcinolon. Da die Wirkung aller Glucocorticoide sehr ähnlich ist, werden sie umgangssprachlich unter dem Begriff Cortison (alltagssprachlich „Kortison“ geschrieben) zusammengefasst.

Anwendungsgebiete und Darreichungsformen von Cortison

In der Medizin werden pharmazeutisch hergestellte Glucocorticoide nicht nur zur Neurodermitis-Therapie eingesetzt, sondern auch zur Behandlung anderer Krankheiten, wie zum Beispiel

  • Allergien
  • Asthma
  • Schuppenflechte
  • Rheuma
  • Multiple Sklerose

 Cortison gibt es in unterschiedlichen Darreichungsformen. Äußerlich (topisch) kann es in verschiedenen Zubereitungsweisen (als Salbe, Creme, Lotion, Creme-Gel oder Spray) auf die Haut aufgetragen werden. Cortison-Salben oder Cremes werden eingesetzt bei juckenden Hautausschlägen und -ekzemen bedingt durch Hauterkrankungen wie Neurodermitis oder Schuppenflechte (Psoriasis). Aber auch bei Insektenstichen oder leichteren allergischen Reaktionen kommt Cortison äußerlich aufgetragen zur Anwendung. Cortison-Salbe ist rezeptfrei für Ekzeme und andere Hautbeschwerden in Apotheken erhältlich. Die maximale Wirkstoffkonzentration liegt hier bei 0,5 %. Höher dosierte Cortison-Salben sind verschreibungspflichtig. 

Bei Allergien gegen Aeroallergene wie Pollen, Hausstaubmilben oder Schimmelpilzsporen werden Glucocorticoide auch als Bestandteil von Nasensprays und Inhalationslösungen eingesetzt.

In allergischen Notfällen, dem sogenannten anaphylaktischen Schock, wird Cortison jedoch innerlich angewendet, meist als Saft oder Zäpfchen in Kombination mit einem Antihistaminikum. So wirkt es auf den gesamten Körper (systemisch).

Weitere innerliche Anwendungsgebiete von Glucocorticoiden sind rheumatische Erkrankungen, entzündliche Darmerkrankungen, einige Lungenerkrankungen, Krankheiten des Nervensystems, Tinnitus, nach Organtransplantationen oder bei bestimmten Chemotherapien. 

Cortison-Präparate gibt es auch als Tabletten, Saft oder Zäpfchen. Um einen besonders schnellen Wirkungseintritt zu erzielen, kann es auch intravenös verabreicht werden.

Welche Wirkungen und Nebenwirkungen hat Cortison?

Cortison Wirkung

Die körpereigenen Glucocorticoide sind wichtige Bestandteile des menschlichen Stoffwechsels, mit Auswirkungen unter anderem auf Knochen und Muskeln, Mineral- und Wasserhaushalt, Stoffwechsel und Immunsystem. 

Als Medikament eingesetzt wirkt Cortison zuverlässig antientzündlich und antiallergisch. Außerdem hemmen Glucocorticoide das körpereigene Immunsystem. Überschießende Immunreaktionen, die zu Entzündungen führen können, werden unterdrückt.

Cortison Nebenwirkungen

Viele Patientinnen und Patienten fürchten Nebenwirkungen von Cortison. Besonders Osteoporose, Diabetes, Bluthochdruck, erhöhte Blutfettwerte und das Cushing-Syndrom sind schwerwiegende Nebenwirkungen, die bei langfristigem Cortison-Gebrauch auftreten können. Weitere unerwünschte Wirkungen sind unter anderem ein erhöhtes Infektionsrisiko, Gewichtszunahme, Schlafstörungen und Reizbarkeit. 

Um diese Nebenwirkungen zu vermeiden, sollte immer die kleinstmögliche Dosis für einen möglichst kurzen Behandlungszeitraum verschrieben werden. So sind die Nebenwirkungen beherrschbar. Das Nebenwirkungspotenzial ist höher, wenn Cortison eingenommen wird (z. B. als Tabletten), als bei äußerlicher Anwendung in Form von Cremes, Salben, Gelen oder Lotionen bei Hauterkrankungen wie Neurodermitis. Auch ein lokal begrenzter Einsatz, beispielsweise als Nasenspray, wirkt sich weniger schwerwiegend aus als die Einnahme. 

Cortison bei Neurodermitis und anderen Hauterkrankungen

Hautkrankheiten wie Neurodermitis, aber auch Schuppenflechte, Ausschläge und Ekzeme lassen sich kurzfristig mit Cortison behandeln. Dabei wird der Wirkstoff äußerlich (topisch) als Gel, Creme oder Salbe auf die betroffenen Hautstellen aufgetragen. Die Symptome der Haut können so sehr wirksam gelindert werden. Die Voraussetzung für eine erfolgreiche Therapie ist jedoch, dass die Ausschläge entzündlicher Natur sind. Bei Hauterkrankungen wie Hautpilz, Akne oder Rosazea können Cortison-Präparate schädlich sein und die Erkrankung sogar verstärken.

Cortisonsalbe bei Neurodermitis als Dauertherapie?

Der Verlauf und die Ausprägung einer Neurodermitis-Erkrankung variiert stark von Mensch zu Mensch. Deshalb gibt es keine Standardtherapie – vielmehr müssen für Betroffene in Zusammenarbeit mit einer Dermatologin oder einem Dermatologen individuelle Behandlungsansätze erarbeitet werden.

Die entzündungshemmende Wirkung von Cortison wird bei chronisch-entzündlichen Hauterkrankungen wie Neurodermitis vor allem in akuten Schubphasen der Krankheit genutzt. Es beeinflusst Entzündungsreaktionen positiv, wirkt sich aber nicht auf Neurodermitis-Auslöser wie allergische Reaktionen oder psychischen Stress aus. 

Cortisonsalbe bei Neurodermitis nur kurzzeitig einsetzen!

Wird Cortison äußerlich zu häufig, zu lange und zu hoch dosiert eingesetzt, können Nachteile die Vorteile überwiegen. Grundsätzlich gilt deshalb: Cortison-Salbe (rezeptfrei oder verschreibungspflichtig) für die Haut sollte so viel und häufig wie nötig, gleichzeitig aber so wenig und selten wie möglich eingesetzt werden. Bei dauerhafter Anwendung können sich die zunächst lindernden Wirkungen ins Nachteilhafte umkehren: Hautverdünnung, Haarwurzelentzündungen und Pigmentstörungen können auftreten. Aber auch Effekte auf den gesamten Körper sind nicht ausgeschlossen. 

Cortison in Kombination mit Präventionsmaßnahmen bei Neurodermitis 

Da Cortison nur kurzfristig eingesetzt werden soll, kommen präventiven Maßnahmen in der Neurodermitis-Therapie eine besonders große Bedeutung zu. Um Neurodermitis-Schüben vorzubeugen, haben sich folgende Maßnahmen und Verhaltensweisen bewährt:

  1. Prävention ab Geburt: Stillen, die Vermeidung von Zigarettenrauch und die Meidung von Allergenen wie zum Beispiel Hausstaubmilben gehören, sollten als Präventionsmaßnahmen genutzt werden, um Neurodermitis vorzubeugen.
  2. Basispflege der atopischen Haut: Konsequente regelmäßige Hautpflege mit geeigneten Lotionen, Sprays, sowie Dusch- und Badeprodukten ist unabdingbar. Die Produkte sollten speziell für neurodermitische Haut entwickelt, sowie frei von Allergenen und belastenden Inhaltsstoffen wie Farb- oder Duftstoffen sein. 
  3. Provokationsfaktoren (Trigger) kennenlernen und vermeiden: Diese fallen bei Neurodermitis-Betroffenen unterschiedlich aus und bedürfen der Abklärung. 

So lindert Cortison Neurodermitis-Symptome

 Das akute Stadium der Neurodermitis zeigt sich mit schuppiger, entzündeter Haut und quälendem Juckreiz. In dieser Phase eines Neurodermitis-Schubs ist Cortison-Creme oder -Salbe oft die einzige Möglichkeit, die Haut zu beruhigen. Bildlich gesprochen hat der Wirkstoff hier die Funktion einer Feuerwehr: Im Notfall eingesetzt wird der Brand schnell gelöscht. Folglich handelt es sich um eine kurzzeitige Neurodermitis-Therapie, bei der Cortison-Präparate ein sehr wirksames Mittel sein können. Cortison unterdrückt die Überreaktion des Immunsystems und lindert so Entzündungen der Haut. Folglich lässt auch der Juckreiz rasch nach.

Tipps: Cortison-Creme, -Salbe und Co. richtig anwenden

Wird Cortison äußerlich richtig – also nur im akuten Schubgeschehen – angewendet, ist die Angst vor Nebenwirkungen unbegründet. 

Cortison-Präparate für die Haut eignen sich also nicht für andauernde Behandlungen: Werden sie über einen längeren Zeitraum und in hohen Dosen verwendet, kann es zu einer Verdünnung (Atrophie) der Haut kommen, was diese zunehmend empfindlicher werden lässt. Zudem sollte Cortison an besonders empfindlichen Arealen wie Gesicht, Hals sowie bei kindlicher Haut bestenfalls nur in schwächeren Wirkklassen eingesetzt werden.

Gleiches gilt für sogenannte Intertrigines: Das sind juckende und nässende Hautirritationen, die überwiegend in Hautfalten auftreten.

Ein weiterer Grund, Cortison nicht über einen langen Zeitraum gegen Neurodermitis einzusetzen: Das Präparat kann an Wirksamkeit verlieren und hilft dann nicht mehr so effektiv als Akutmittel.

 

ACHTUNG: Falls Neurodermitis-Patienten den Einsatz von Cortison-Präparaten beabsichtigen, sollte vorher unbedingt eine Hautärztin oder ein Hautarzt konsultiert werden.